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AVR-Einchip-Prozessoren AT90S, ATtiny, ATmega und ATxmega DCF77-Superhet-Empfänger mit Quarzfilter
4 DCF77-Superhet-Empfänger mit Quarzfilter
Wer was Ordentliches bauen will, baut einen Superhet: Das DCF77-Eingangssignal
auf 77,5 kHz, z. B. von der Kreuzantenne
hier, wird da mit
einem Oszillatorsignal gemischt, aus den Mischprodukten wird die gewünschte
Mischfrequenz ausgefiltert (mit einem LC-Schwingkreis und/oder einem Quarz) und
im Zwischenfrequenzverstärker ganz hoch verstärkt. Die Zwischenfrequenz
(ZF) wird dann gleichgerichtet und stellt die Amplitudeninformation als Input
für die DCF77-Signalauswertung zur Verfügung.
Superhets haben gegenüber Geradeaus-Empfängern den immensen Vorteil,
dass die ZF sehr eng gefiltert werden kann. Störsignale unmittelbar neben
der Empfangsfrequenz, z. B. meine Schreibtisch-Energiesparlampe auf 80 kHz,
haben da keine Chance mehr gegen die Nutzfrequenz anzukommen. Und
Rückwärtseinstrahlungen von der verstärkten ZF auf den hochohmigen
Ferrit-Eingangskreis mit den 77,5 kHz sind auch kaum mehr möglich, wenn
man die ZF geschickt auswählt. Dadurch kann die Verstärkung viel höher
(und der Eingangskreis räumlich viel näher) sein, ohne dass es zum
Eigenschwingen kommt. Ideal für kleine Gehäuse mit wenig Platz.
4.1 Die Schaltung des Superhets
Das ist das Schaltbild des Superhets.
Das symmetrische Eingangssignal von der Kreuzantenne mit FET-Pufferstufe
hier wird dem
internen Vorverstärker an den Pins 1 und 2 zugeführt. Die
Abschwächung des Vorverstärkers ist abgeschaltet, wird im
unmittelbaren Nahfeld von DCF77 gearbeitet, kann hier eine Spannung
zwischen 1 oder 2 V zugeführt werden.
Den Oszillatorpins 4 und 5 wird das Oszillatorsignal 77,5 + 32,768 =
110,268 kHz zugeführt. Dieses Signal kann entweder mit einem
LC-Schwingkreis erzeugt werden (siehe hier) oder
mit einem Quarzoszillator (siehe hier) oder mit
einem frequenzgeregelten LC-Oszillator
(siehe hier).
Aus den Mischprodukten wird mit einem LC-Kreis aus L=15mH und
C1=1,5nF das 32,768 kHz-Signal ausgekoppelt. Dazu wird ein
32,768kHz-Quarz verwendet. Anstelle von drei Quarzen kann auch ein
einzelner Quarz verwendet werden. Die Eigenschaften solcher Quarzfilter
sind hier ausführlicher gezeigt.
Der Ausgang des Quarzfilters wird an den positiven Eingang des
ZF-Verstärker an Pin 12 angekoppelt, der negative Eingang liegt
über ein C=1µF auf Nullpotenzial. Der Emitterausgang des
ZF-Verstärkers koppelt in einen LC-Kreis aus L=100µH und
den beiden parallel geschalteten C von 220nF und 15nF aus. Das
Signal wird mit zwei Schottky-Dioden und zwei 470nF-Kondensatoren
gleichgerichtet. Die Amplitudenabsenkung wird mit einem Widerstand
von 33kΩ zur Entladung der Kondensatoren erhöht. Das
Signal wird der automatischen Auswertung zugeführt, das
hier beschrieben wird.
Für die Schaltung des Superhets gibt es zwei Varianten:
Wer den Oszillator im TCA440 mit einer Spule zum Schwingen anregen
möchte, nimmt diese Kombination. Es handelt sich um einen
18mm-Schalenkern mit einem AL-Wert von 2850 nH pro N2.
Er kann mit Hilfe einer Abgleichschraube in seiner Induktivität
etwas variiert werden und wird damit (und mit Hilfe eines
Frequenzzählers) auf 77,5+32,768=110,268 khz
oder auf das Maximum der gleichgerichteten ZF-Spannung abgeglichen.
Die Oszillatorfrequenz kann auch mit dem C-Trimmer verstellt werden,
falls die Abgleichschraube nicht in das Loch passt oder das Loch gar
kein Gewinde für die Schraube hat.
Damit man nicht auf wandernde LC-Schwingkreise angewiesen ist, habe
ich mehrere Varianten von Oszillatoren entwickelt, die eine quarzstabile
Oszillatorfrequenz von 77,5+32,768 kHz zur Verfügung stellen.
Die erste dieser beiden´Varianten arbeitet mit einem Quarz, der durch
einen festen Teiler geteilt wird. Diese ist im Detail
auf dieser Seite hier
beschrieben.
4.1.3 LC-VCO-Oszillator für den Superhet mit ATtiny25
Diese zweite Variante beschreibt einen VCO, dessen Frequenz mit einem
ATtiny25 gemessen und mit dem Sollfrequenzbereich verglichen wird.
Entsprechend wird die Frequenz mit einer Kapazitätsdiode
nachjustiert.
So sieht das Kondensator- und Quarzgrab auf dem Breadboard aus, hier
ist die Einzelquarz-Variante zu sehen.
Links der Trennverstärker mit dem FET (die Antenne ist nicht zu
sehen). Die Frequenz des Eingangskreises lässt sich mit dem
linken R-Trimmer justieren. Dann der TCA440 mit der Oszillatorspule
und dem C-Trimmer. Rechts oben die drei kleinen Quarze und der
1µF-Verhau. Rechts unten die vier 470nF-Kondensatoren des
AM-Gleichrichters. Mit dem R-Trimmer rechts lässt sich die
Verstärkung des TCA440-ZF-Verstärkers verstellen.
Um die Filtereigenschaften von 32,768kHz-Quarzen zu messen, wurde diese
Schaltung hier aufgebaut. Sie erzeugt ein 32kHz-Sinussignal mit
einstellbarer Frequenz. Die Frequenzeinstellung erfolgt mit einer
MW-Kapazitätsdiode, es kann auch eine BB112 oder ein Drehko
verwendet werden.
Der Quarz wird mit dem niederohmigen Signal des Sinusgenerators
angesteuert und ist mit 1kΩ abgeschlossen.
Das hier ist die aufgenommene Durchlasskurve. Die Durchlasskurve ist
weniger als 10 Hz breit, besonders der abfallende Ast bei der
hohen Frequenz ist sehr steil.
Bei der Messung kam es knapp über der Quarzresonanz zu einer
leichten Rückkopplung auf den Oszillator, daraus erklärt
sich der eine Ausreißer in der Messung.
Bemerkenswert ist, dass die Weitab-Selektion, also die
Abschwächung weit unter und über der Resonanzfrequenz,
recht bescheiden ist. Das liegt an der Streukapazität des
Quarzes. Quarzfilter sind daher immer mit einem LC-Filter zu
kombinieren, um Frequenzen weit ab von der Quarzresonanz
auszufiltern.
Die Verstärkungsregelung als auch die Frequenzregelung können
beide zum Testen mit Trimmern vorgenommen werden. Das muss kein 10-Gang
sein, ein normaler 270°-Trimmer reicht aus.
Komfortabler geht das mit einem Controller. Die automatische Auswertung
des Empfangssignals erfolgt in einem Controller mit einem ATtiny45.
Dieser ist
hier
ausführlich beschrieben.
Der Controller stellt folgende Signale zur Verfügung:
AGC: An OC1A wird mit zwei Widerständen und zwei
Kondensatoren ein Pulsweitensignal für die automatische
Verstärkungsregelung erzeugt. Dieses stellt, nach Auswertung
des Amplitudensignals am Gleichrichter, die Verstärkung so ein,
dass eine immer gleiche Spannung am Gleichrichter anfällt
(natürlich nicht bei der Amplitudenabsenkung). Die Mittelung
erfolgt dabei über sehr lange Zeiten (mindestens
2,3 Sekunden) hinweg.
AFC: An OC1B wird das Pulsweitensignal für die
automatische Frequenzeinstellung der Kreuzantenne zur Verfügung
gestellt. Diese stellt die Frequenz des Eingangskreises auf maximale
Amplitudenabsenkung ein. Das schließt auch Ungenauigkeiten
des Mischer- und Quarzfilters mit ein.