Neue DCF77-Seiten hier:
Mehr und umfassenderes über DCF77-Empfänger gibt es hier:
Eine richtungsunabhängige Antenne für DCF77: die
Kreuzantenne,
Einen empfindlichen Geradeausempfänger mit Transistoren gibt es
hier,
Einen noch empfindlicheren Geradeausempfänger mit einem TCA440 gibt es
hier,
Hier ein
Superhet-Empfänger mit dem TCA440 und einem 32,768kHz-Quarzfilter, entweder mit
einer Oszillatorspule oder einem Quarzoszillator und Teiler mit einem ATtiny25,
in Arbeit und geplant: ein ATtiny45-Controller für die automatische Frequenz-
und Verstärkungseinstellung der vier Empfängerarten sowie für das
Dekodieren der DCF77-Signale und die Übermittlung von Uhrzeit und Datum an
einen Anzeigecontroller.
ebenfalls in Arbeit ist ein ATtiny24-Controller, der die seriellen Informationen
vom ATtiny45-Controller empfängt und auf einer LCD anzeigt.
noch dazu geplant und in Arbeit: eine Übersichtsseite mit Kurzbeschreibungen.
1 Warum ein Eigenbau-Empfänger für DCF77
Es gibt viele vernünftige Gründe, einen
DCF77-Empfänger selbst zu bauen:
Im Gegensatz zu käuflichen Modulen
verfügt der Empfänger über eine
sehr hohe Verstärkung und Empfindlichkeit.
Er empfängt also in weiter Entfernung zu
Mainflingen auch noch verwertbare Signale. In
30 km zu Mainflingen zeigt meine analoge Anzeige
am Empfänger fast Vollausschlag (vier bis
fünf), die Vor- und die ZF-Verstärkung
des TCA440 wird also nahezu maximal abgeregelt.
Eingeschlossen in eine Wellblech-Keksdose ist
das Instrument immer noch bei eins, also auf
geringer aber immer noch merklicher Abregelung
(was auf Einstreuungen durch den Schlitz und die
Leitungen in die Dose hinweist). Aber auch unter
diesen erschwerten Bedingungen werden die
DCF77-Signale noch einwandfrei empfangen.
Durch seine immense Trennschärfe mit
fünf LC-Kreisen und einem Keramikresonator
können Störsignale ausgeblendet werden,
so dass auch noch in HF-verseuchter Umgebung
brauchbare Empfangserfolge erzielt werden. Man
glaubt kaum, was im Längstwellenbereich
so alles sendet: chinesische Netzteile so wie
das von meinem Lenovo-Laptop (bis in 30 cm
Entfernung zwei S-Stufen), Fernseher (besonders
alte Röhrenfernseher), röhrenbestückte
Computermonitoren, u.v.a.m., ein dichter
Störnebel. Käufliche Module geben da
schnell den Geist auf, weil sie schon wegen ihrer
Größe keine hochwertigen Quarz- oder
LC-Filter an Bord haben.
Weil man es kann: so ein Eigenbau ist eine
gehörige Anstrengung und entsprechend
befriedigt ist man, wenn es gut funktioniert.
Fertige Module anschließen kann schließlich
jeder, aber ein richtiger Empfänger hat
seine eigenen Reize.
Warum so ein altes IC, das es nur noch zu sehr hohen Preisen
oder als Restposten zu kaufen gibt?
Weil modernere Chips meistens neben AM auch noch ein
FM-Teil enthalten, der aber in dieser Anwendung gar nicht
gebraucht wird.
Weil aktuell erhältliche AM/FM-Empfänger nur
einen kleinen Bruchteil der Verstärkung des TCA440
aufweisen. Mit diesem Schrott dürfte im fernen Polen
oder in Schweden nur noch Rauschen ankommen.
Weil es sich oft nur um simple
Geradeaus-Empfänger-Schaltungen handelt, deren
Verstärkung einfach schon dadurch kastriert ist,
damit sie nicht von selbst schwingen.
Will man zum Schutz gegen Störsignale einige
Trennschärfe erreichen, muss man den ungeeigneten
Emfängerschaltungen so viel Peripherie hinzufügen
dass das Ganze unpraktisch wird und ausartet. Der TCA440
bringt das alles schon von Haus aus mit.
2 Schaltbild des Empfängers
Das ist das Schaltbild des DCF77-Superhet-Empfängers.
Die Signale werden mit einer Ferritstabantenne empfangen,
die mit zwei Kondensatoren und einem Trimmer auf die
Sendefrequenz von 77,5 kHz abgestimmt wird. Der
FET-Transistor BF245 entkoppelt den hochohmigen
Empfangskreis vom Vorverstärker im TCA440 und
erzeugt ein symmetrisches Eingangssignal für diesen
Verstärker. Das symmetrische Signal wird mit zwei
Kondensatoren auf den Vorverstärker gekoppelt.
Im Schaltbild wird das Oszillatorsignal von 532,5 kHz
mit einer Neosid-Spule, einem Festkondensator und einem
C-Trimmer mit Hilfe des im TCA440 integrierten Oszillators
gebildet. Als Alternative zu dieser Erzeugung, die etwas
temperaturabhängig ist, habe ich
hier
einen Quarzoszillator entwickelt, der diesen Nachteil nicht
hat.
Das verstärkte Eingangssignal wird im Mischer des
TCA440 mit dem Oszillatorsignal gemischt, das im
Oszillator-Kreis erzeugt wird (77,5 + 455 = 532,5 kHz).
Das Mischersignal von Pin 15 wird in ein zweikreisiges
LC-Filter eingekoppelt und niederohmig mit einem dazwischen
geschalteten 455 kHz-Keramikfilter gefiltert.
Der Mischer koppelt sein Ausgangssignal ferner an
Pin 16 auf ein LC-Filter aus, das das Signal mit einer
Germanium-Diode gleichrichtet und mit einem RC-Siebglied
die Regelspannung für den Vorverstärker erzeugt,
damit der Empfänger auch im Nahfeld von DCF77 nicht
übersteuert. Der Kreiskondensator ist mit 1n8 etwa
zu groß. Dieser Kreis ist aber auch entbehrlich,
wenn man einige 10 km von Mainflingen entfernt wohnt:
man kann ihn ohne Weiteres durch einen Widerstand von 1k
gegen Plus ersetzen, das Filter, die Germaniumdiode und
den Elko entfernen und die Vorverstärker-Abregelung
an Pin 3 mit dem Widerstand von 15k an Minus abschalten.
Im ZF-Verstärker des TCA440 wird das ZF-Signal
verstärkt und an Pin 7 auf ein 455 kHz-Filter
ausgekoppelt. Das mit der Germaniumdiode AA118 gleichgerichtete
ZF-Signal wird mit einem 22 nF-Kondensator geglättet.
Dem ist ein Spannungsteiler mit 2k2 und 10k nachgeschaltet,
dessen Teilspannung über 39k und einen 220 µF-Elko
geglättet und der Verstärkungsregelung und der
Anzeigentreiberstufe des TCA440 zugeführt wird. Als
Anzeige habe ich ein analoges Drehspulinstrument mit
268 µA Vollausschlag angeschlossen und mit
470Ω an die Anzeigespannung angepasst.
Die pulsierende gleichgerichtete ZF-Spannung wird
über ein Zeitglied aus 2k2 und einen Elko mit
1 µF dem positiven Eingang eines
FET-Operationsverstärkers CA 3140 zugeführt.
Wer möchte, kann den Ausgang des
Operationsverstärkers noch mit einem Widerstand
von 10M an den positiven Eingang rückkoppeln und
so eine geringfügige Hysterese dazu nutzen, um
kurze Spursignale zu unterdrücken. Da die
Auswerte-Software solche kurzen Störsignale schon
von sich aus unterdrückt, braucht man das nur,
wenn die Auswerte-Software das nicht von sich aus kann.
Es können auch andere FET-Opamps verwendet werden,
wenn deren Eingangsstufe bei einfacher Versorgung (ohne
negative Betriebsspannung) ab 0 V korrekt arbeitet.
Normale Operationsverstärker wie der 741 funktionieren
deswegen nicht, weil sie unter 1 V Eingangsspannung
gar nicht laufen und weil ihr Eingangswiderstand zu klein
ist.
Der negative Eingang des Operationsverstärkers
wird aus dem vorgeteilten und mit langer Zeitkonstante
geglätteten Signal verbunden. Am Ausgang des
Operationsverstärkers treibt ein PNP-Transistor
eine Leuchtdiode an, die bei erfolgter Anpassung im
Modulationstakt von DCF77 leuchtet.
Der Ausgang ist Low-Aktiv, d.h. er folgt der Amplitude
von DCF77 (Absenkung beim Übertragen von Nullen
und Einsen, hohe Spannung in inaktiven Pausen und
bei fehlender 59ter Sekunde.
Alle externen Komponenten sind über eine 6-polige
Steckverbindung herausgeführt.
Simulation des Spannungsverlaufs
Dies ist der Spannungsverlauf an den Kondensatoren im
RC-Netzwerk beim Eintreffen einer Null oder einer Eins
im DCF-Signal (Absenkung der Amplitude auf ca. 15%).
Die Spannung am ersten Kondensator (nach dem Gleichrichter)
folgt der Amplitude des ZF-Signals sehr rasch und geht
nach Absenkung sehr rasch auf nahezu Null. Er hat wegen
seiner geringen Kapazität nur bescheidenen Einfluss
und verringert die 455kHz-Spitzen, die auf den 1µ-Elko
gelangen.
Die Spannung am schnellen Integrator mit R3 (2k2) und
C2 (1µF) geht mit der Amplitudenabsenkung
zunächst sehr rasch abwärts, und stabilisiert
sich dann auf niedrigem Niveau. In Zeiten ohne
durchgeschalteter Gleichrichterdiode wirkt der langsame
Integrator abpuffernd.
Die Spannung am langsamen Integrator mit R4 (39k) und
C3 (220µF) bleibt von der Amplitudenabsenkung
im Wesentlichen unbeeindruckt (sehr geringer Abfall).
Er braucht sehr viele Sekunden um dieser zu folgen.
Das digitale Ausgangssignal ist sehr stabil, es
können aber kurze Spikes vom gleichgerichteten
ZF-Signal vorhanden sein. Diese sind von der Software
auszufiltern.
3 Aufbau
3.1 Aufbau der Antenne
Die Empfangsantenne wird auf einem Ferritstab aufgebaut,
indem diese möglichst dicht mit Kupferlackdraht
bewickelt wird. Wer genügend HF-Litze hat, kann auch
diese nehmen, wegen der niedrigen Frequenz ist das aber
nicht unbedingt nötig.
An beiden Enden wird die Wicklung mit Isolierband
befestigt. Der Stab wird mit entsprechenden Halterungen
auf der Platine befestigt.
Um die Induktivität der Antennenspule zu bestimmen, wird
dieser ein Kondensator von 10 nF parallelgeschaltet
und das Signal aus einem Signalgenerator (z. B.
aus diesem hier
über eine kleine Kapazität, z. B. von
10 pF eingekoppelt. Die Amplitude am Schwingkreis wird
mit einem Oszilloskop oder einem Gleichrichter wie im Schaltbild
zu sehen beobachtet. Durch Variation der Frequenz
des Signalgenerators wird die Resonanzfrequenz des
Kreises ausgemessen.
Aus der Resonanzfrequenz fRes ergibt sich die
Induktivität der Antennenspule zu
L(H) = 1 / 4 / Π2 / f2 / C.
Die Induktivität sollte bei 3,5 mH liegen.
Aus der Induktivität kann der Kondensator C, der für
die Frequenz von 77,5 kHz erforderlich ist, aus der
Formel
C(F) = 1 / 4 / Π2 / f2 / L
errechnet werden.
3.2 Aufbau der LC-Filter
Die LC-Filter werden folgendermaßen aufgebaut:
3.2.1 Vorverstärkerkreis
Primärwicklung 91 Windungen, sekundär 45
Windungen 0,1 mm Kupferlackdraht auf einem
Neosid-Spulenkörper.
3.2.2 Oszillatorkreis
Primär 30 plus 76 Windungen, sekundär 13
Windungen 0,1 mm Kupferlackdraht auf einem
Neosid-Spulenkörper.
3.2.3 ZF-Filter
Das ZF-Filter ist ein fertig aufgebautes TOKO SFT006H.
3.2.4 ZF-Ausgangsstufe
Die ZF-Ausgangsstufe ist ein fertig aufgebautes Filter
7MC-A2549HM.
3.3 Aufbau der Schaltung
Die Schaltung lässt sich auf einer
Lochrasterplatine aufbauen und mit lackisoliertem
Kupferdraht verdrahten. Das TOKO-Filter passt nicht
in das 2,54 mm-Raster und die Platine muss
entsprechend aufgebohrt werden bis es passt.
3.4 Justierung
Bei der Justierung sollte die Ferritantenne auf
Mainflingen ausgerichtet sein und während
der Justierung nicht verändert werden.
Falls man ein Oszilloskop hat, wird zuerst die
Antennenstufe auf maximale DCF77-Signal-Amplitude
abgeglichen (Anschluss vorzugsweise am Source-Anschluss
des BF245). Falls nicht, wird am Pin 5 des 6-poligen
Steckers (Ausgang A) ein Gleichspannungsmessgerät
angeschlossen und der Antennenkreis auf Maximalspannung
justiert. Ist eine S-Meter-Anzeige angeschlossen, kann
auch diese zur Justierung herangezogen werden.
Falls man einen Frequenzzähler mit analoger
Eingangsstufe hat, kann man zuerst den Oszillator
auf die Sollfrequenz einstellen (an Pin 6 des TCA440).
Verwendet man den Quarzoszillator (siehe oben) kann
das entfallen.
Die Einstellung aller anderen Kreise erfolgt reihum in
immer gleicher Reihenfolge jeweils in Richtung auf das
Maximum. Beobachtet und gemessen wird die
Signalstärke am Pin 5 des Steckers oder die
S-Meter-Anzeige.
Die Einstellung ist beim Spulenoszillator etwas von der
Umgebungstemperatur abhängig. Es kann daher bei
schwächerer Signalstärke bei optimaler
Ausrichtung auf Mainflingen eine Neujustierung angezeigt
sein. Beim Quarzoszillator entfällt das.
4 Betrieb
Die Signalstärke ist wegen der
Richtungssensitivität der Ferritantenne sehr
stark von der Aufstellungsrichtung abhängig. Bei
Lageänderungen kann es etwas dauern, bis sich
der mittlere Signalpegel korrekt einstellt und die
DCF77-Signale korrekt erkannt werden, da die Anpassung
an den veränderten Pegel länger andauert.
Erfahrungsgemäß kommt es vor, dass bei
Pegelwechseln kurze Impulse (<10 ms) auftreten
können. Das sollte die Auswertungssoftware
ignorieren können.
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